Worauf lassen sich die Unterschiede zwischen dem Norden und Süden Deutschlands bezüglich des Glasfaserausbaus zurückführen? Weshalb sahnen einige Bundesländer ordentlich staatliche Fördermittel ab und andere wiederum weniger? Diese Fragen für sich allein betrachtet, verdeutlichen die vorherrschenden Diskrepanzen, da die einzelnen Bundesländer über ein hohes Maß an Mitbestimmungsrecht verfügen.
Ein Kommentar von DNS:NET versucht die daraus resultierende durchschnittliche Ausbauquote zu erklären. Und kommt zum Schluss, dass „es jetzt einen klaren Kurswechsel“ braucht, um das Ziel „Gigabit für alle bis 2030“ tatsächlich zu erreichen. Aber was ist, wenn der Glasfaserausbau in Deutschland einem Flickenteppich gleicht und eine 100%ige Netzabdeckung nicht umsetzbar ist?
Verfehlte Gigabitstrategie der Bundesregierung
Ob die Bundesregierung die Gigabitziele, nämlich 100% Netzabdeckung durch Glasfaser bis 2030 erreicht, ist noch unklar. Denn die Ausbauquote, Förderpolitik sowie ausufernde Bürokratie sprechen eigentlich dagegen. Aber schauen wir uns die einzelnen Punkte in Ruhe an.
Verfügbarkeit
Aus einem Bericht zum Stand des Glasfaserausbaus in Deutschland geht hervor, dass Haushalte aus einer Vielzahl von Breitbandanschlüssen wählen können. Die breite Masse (98,9%) der vorhandenen 41,9 Millionen Haushalte kann zumindest auf einen DSL-Anschluss mit 16 Mbit/s zurückgreifen. Am zweithäufigsten sind VDSL-Anschlüsse (85,7%) mit einer Geschwindigkeit von 200 Mbit/s vorzufinden. Echte Gigabit-Anschlüsse sind hingegen für drei Viertel aller Haushalte verfügbar.
Aufgrund der in den 2000er- und 2010er-Jahren aufgebauten Versorgung mit VDSL- sowie Kabelglasfasernetzen, hat der (privatwirtschaftliche) Glasfaserausbau relativ spät an Bedeutung gewonnen, weshalb erst seit den 2020er-Jahren ein deutlicher Zuwachs an Glasfaseranschlüssen zu verzeichnen ist. Abgesehen davon, verläuft der Glasfaserausbau nicht gleichmäßig, sondern es herrscht ein hohes Gefälle zwischen dem Norden und dem Süden vor. Vor allem die im Norden beziehungsweise Nordwesten Deutschlands gelegenen Bundesländer schneiden bezüglich der Glasfaserquote gut ab. Schlechter sieht die Situation vor allem in den Bundesländern mit viel Fläche aus (Bayern, Baden-Württemberg).
Ein signifikantes Gefälle zwischen Stadt und Land ist hingegen kaum wahrnehmbar. Demzufolge sind in Städten Glasfaseranschlüsse zu 35,7% verfügbar, während auf dem Land 33,3% der Haushalte darauf zugreifen können. Spätestens im Vergleich mit anderen europäischen Staaten wird deutlich, dass Deutschland beim Glasfaserausbau hinterherhinkt. Beispielsweise liegt die Ausbauquote in Dänemark, Island und Frankreich bei über 90%, während sie hierzulande 52,8% (Stand August 2025) beträgt.
Förderpolitik
Darüber hinaus scheint die Bewilligung von staatlichen Fördermitteln in anderen europäischen Staaten einfacher und zügiger vonstatten zu gehen. Im Jahr 2013 beschloss die französische Regierung flächendeckend Gigabit-Netze bis zum Jahr 2022 zu realisieren. Hierfür wurden Investitionen von 20 Milliarden Euro durch die Regierung und privatwirtschaftliche Investoren veranschlagt. Zusätzlich legte die französische Regierung fest, dass private Netzbetreiber 57% der Bevölkerung mit Gigabit-Anschlüssen versorgen sollten, wofür eigene Mittel von sechs bis sieben Milliarden Euro erforderlich seien.
Ähnlich wie in Frankreich, wird der Ausbau von Giganetzen durch die Bundesregierung sowie Privatinvestoren finanziert. Während der mit Eigenkapital finanzierte Glasfaserausbau 88,3% ausmacht, liegt der staatlich geförderte Ausbau mit 11,7% deutlich darunter. Das liegt zum einen daran, dass lediglich Gebiete Fördergelder erhalten, die zukünftig nicht ans Netz eines privaten Netzbetreibers angeschlossen werden. Es ist also davon auszugehen, dass insbesondere 21,5% der Adressen auf dem Land mit staatlich finanzierten Glasfaseranschlüssen realisiert werden. Bislang werden 941.000 Adressen in Deutschland mittels Fördermittel vom Bund mit einem Glasfaseranschluss versorgt.
Anders als in den weiter oben genannten europäischen Ländern, zieht sich die Bewilligung von Fördergeldern in die Länge. Ausgehend von einem staatlichen Budget von 21 Milliarden Euro, sind bis jetzt 29,5% ausbezahlt worden. Ein weitaus größerer Teil von 17,5 Milliarden Euro wurde zumindest vorerst genehmigt.
Darüber hinaus verschlingt der Glasfaserausbau in Deutschland insgesamt mehr Geld. Aufgrund von strengen Bauvorschriften, etc. planen selbst private Netzbetreiber wie die Deutsche Glasfaser zweistellige Milliardenbeträge ein, um deren Ziele zu erreichen.
Doppelter Ausbau
Ein ausufernder Überbau sowie der „Zoff um Leerrohre“ verhindern einen beschleunigten Glasfaserausbau in Deutschland. Beim Thema Überbau werfen selbst Presseleute der Bundesregierung „fehlende Koordinierung“ vor. Gemeint ist damit der Überbau durch die Deutsche Telekom, welcher sich diesbezüglich wie folgt äußerte: „Es gibt Gebiete, da ist es sinnvoll für uns. Wir können diese wirtschaftlich so erschließen, dass wir eigene Glasfaseranschlüsse bauen. … Das ist normaler Infrastrukturwettbewerb.“
Jedoch ergeben sich durch den Überbau eine ganze Reihe von Nachteilen. Unterm Strich wird der Glasfaserausbau kostspieliger. Denn potenzielle Investoren sowie die Konkurrenz würden vom Markt ausgeschlossen. Unter anderem macht ein geplanter Überbau den Investitionsplan des Netzbetreibers eines Ortes zunichte, auf dessen Grundlage der gesamte Ort mit einem einzelnen Glasfasernetz hätte versorgt werden können.
Zusätzlich verteuert die Vermietung der Leerrohre des Bonner Netzbetreibers den Glasfaserausbau. Um die durch den Tiefbau entstehenden Kosten einzusparen, greift die Konkurrenz öfters auf diese Leerrohre zurück. Allerdings verhökert der Kommunikationskonzern dies nicht zu Spottpreisen. Denn durch die strikten Regulierungs- und Bauvorschriften betragen die Kosten für den Bau eines Glasfaseranschlusses mittlerweile 1.500 Euro, während in Frankreich circa 50% davon anfallen.
Bürokratie
Es herrscht vor allem Unklarheit in Bezug auf die Bedingungen der Förderung vor. Fakt ist, dass Gebiete, die zu den „weißen“ oder „grauen Flecken“ gehören, in die engere Wahl gezogen werden. Unter anderem ist ausschlaggebend, dass der Ausbau nachhaltig erfolgt und die Nachfrage nach höheren Datenraten langfristig abgedeckt wird. Das betrifft zumindest Adressen, bei denen aktuell weniger als 100 Mbit/s verfügbar sind. Aufgrund des bürokratischen Aufwands vergehen in der Regel bis zu 18 Monate, bis ein Gebiet mit Glasfaser versorgt ist.
Auch wenn das durch die Bundesländer Hessen sowie Rheinland-Pfalz programmierte „Breitband-Portal“ die Genehmigungsverfahren deutlich verkürzt, herrschen in den restlichen Bundesländern andere Bedingungen vor. Anträge werden nur bedingt zeitnah bearbeitet. Insgesamt durchläuft ein Netzbetreiber acht verschiedene Schritte, bis die Internetanschlüsse schließlich gebaut worden sind.
Breitbandmix
Etliche Haushalte haben Zugriff auf eine ganze Palette von Anschlusstechnologien, wobei die Kombination aus Kabelglasfaser und FTTC am häufigsten vorkommt. Obwohl Glasfaseranschlüsse mittlerweile für über 50% der Bevölkerung erhältlich sind, wollen dennoch laut der BearingPoint-Studie 49% der Befragten den DSL-Anschluss weiterhin abonnieren. Als mögliche Gründe für die niedrige Wechselbereitschaft gelten unter anderem die hohen Kosten im Vergleich zum europäischen Ausland. So ist es in Frankreich oder Italien üblich circa 30 Euro für einen echten Glasfaseranschluss zu berappen, während hierzulande um die 70 Euro monatlich bei Deutscher Glasfaser anfallen. Anders als die Bundesregierung, hat der französische Staat beschlossen, dass Kupfernetze schrittweise durch FTTH-Netze ersetzt werden, was alle französischen Gebäude betrifft.
Fazit
Es ist davon auszugehen, dass dieses Jahr die 60%-Marke beim deutschen Glasfaser-Ausbau übertroffen wird. Nach bisheriger Einschätzung verfehlt die Bundesregierung dennoch ihr eigenes Ziel für 2030. Es werden einfach zu wenige Anreize geschaffen, die Bürger von Glasfaser zu begeistern. Aufgrund der Vielzahl an Technologien kommt es nicht notwendigerweise zu einem Abonnement eines Glasfasertarifs.
Hilfreiches zum Beitrag:
» Wird DSL und VDSL bald abgeschaltet?
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Bilder im Artikel: © Glasfaser-Internet.info
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