XG-PON (10G-PON)
Alles zum neuesten Glasfaser-Standard, Vorteilen & Anbietern

Wer sich mit dem Thema Internet über Glasfaser beschäftigt, stößt schnell auf Begriffe wie FTTH und XG-PON. Wir zeigen, was sich dahinter der nächsten Evolutionsstufe der Glasfaseranschlüsse verbirgt und welche Vorteile solche Tarife bieten.
1. Was ist XG-PON bzw. XGS-PON?
Die Abkürzung XG-PON steht einfach nur für „10-Gigabit Passive Optical Network“ – einer technischen Weiterentwicklung passiver, optischer Netze (PON). Vereinfacht ausgedrückt, lassen sich über derartige Fiber-Netze sehr hohe Datenraten realisieren.
Das hebt die Fibertechnik auf ein völlig neues Niveau. Denn die meisten Glasfaser-Tarife der 1. Generation stellten für Heimanwender bis heute „nur“ max. 1 GBit/s zur Verfügung. Dank XGS-PON, können technisch bis zu 10 GBit erzielt werden. Erste Tarife mit 2 bis 5 GBit gibt es bereits seit 2024/2025, wenn auch nur in sehr wenigen Gebieten.
Achtung alternative Abkürzungen: XG-PON wird national und international teilweise auch als „10G-PON“ oder „G.987“ (der ITU-Standard) bezeichnet.
2. Enorm hoher Download- UND Upload-Speed
Das „S“ in XGS-PON steht für „symmetrisch“. Was eher unbedeutend klingt, bietet Nutzern einen deutlichen Vorteil! Denn bei Glasfaser-Anschlüssen (FTTH/B) mit diesem Standard, kann die Lade- und Sendegeschwindigkeit gleich hoch sein. Die meisten Tarife sind beim Download sonst deutlich schneller wie beim Upload (senden).Bei 1 GBit/s über das ältere GPON, stehen dann z.B. nur 500 MBit/s beim Upstream zur Verfügung. Oder 600 MBit Down und 300 MBit Up – siehe für weitere Beispiele hier unser Glasfaser-Vergleich.
Mit Tarifen auf XGS-PON Basis können die Zugänge symmetrisch in Sende- und Empfangsrichtung 5 GBit bieten. Ob die Provider den Vorteil in jedem Fall weitergeben, steht auf einem anderen Blatt.
Schnelle Uploadraten sind vor allem wichtig, wenn man viel mit Servern (Heimserver) oder Clouddiensten arbeitet. Auch Content-Creatoren (z.B. Youtube) und Live-Streaming und Videokonferenzen profitieren enorm. Lange Zeit waren solche symmetrischen Tarife eher teuren Business-Zugängen für tausende Euro vorbehalten.
3. Vorteile im Überblick
Der G.987 Standard bringt also eine Reihe von Vorteilen für Glasfaser-Anschlüsse mit sich. Statt wie bisher „nur“ ein Gigabit, können prinzipiell sogar 10-mal so viele Daten übertragen werden und das in beide Richtungen - Down- und Uploads werden gleichermaßen beschleunigt. Der Ansatz ist sehr zukunftssicher, da er selbst für die anspruchsvollsten Aufgaben im Heim- und Semiprofessionellen- Bereich für die nächsten 10-20 Jahre genügen sollte. Selbst Zugänge mit 1 GBit lassen sich heute zu Hause oder im Büro kaum sinnvoll ausnutzen. Dank des passiven Ansatzes und der Verwendung eines OLT, können hunderte Häuser bzw. Haushalte kostengünstig erschlossen werden.
- hohe Datenraten mit bis zu 10 GBit/s (10.000 MBit/s)
- zukunftssicher (4K, 8K und gar 16K Streaming sind hier kein Problem)
- ideal auch für VR, Cloud-Gaming, Hosting und Homeoffice
- kostengünstige Betriebskosten und geringe Wartung, da passive Komponenten
- gut skalierbar auf zusätzliche Haushalte dank Splitter
- noch begrenzte Auswahl an Routern
- Verfügbarkeit noch sehr, sehr gering (wenige Stadtteile bundesweit)
- Tarife derzeit sehr teuer (100-200 € pro Monat)

Wie schnell ist XG(S)-PON wirklich?
Probieren Sie es aus!
3.1 Ideal besonders für Selbstständige und Geschäftskunden
Während sich im Heimbereich Anschlüsse mit 1.000 MBit kaum an ihre Grenzen bringen lassen, sieht das bei vielen Unternehmen ganz anders aus. Egal ob Solo-Selbständige oder in Büros mit mehreren Mitarbeitern. High-End Glasfaseranschlüsse helfen, die hohen Ansprüche an die Down- und Uploadrate zu gewährleisten. Beispielsweise für Cloud-Dienste, Video-Calls, versenden von CAD-Projekten und so weiter. Auch die deutlich höhere Stabilität und Zuverlässigkeit der Zugänge im Vergleich zu anderen Breitbandtechniken spielt eine wichtige Rolle.
4. passende Router für XGS-PON
Aktuell ist die FRITZ!Box 5590 Fiber das in Deutschland am weitesten verbreitete Modell mit XGS-PON-ONT Support für Endkunden. Diese Box und die 5530 Fiber lassen sich über das Modul FRITZ!SFP XGS-PON (siehe hier) aufrüsten. Noch 2025 dürfte die FRITZ!Box 5690 XGS speziell für den Standard erhältlich sein. Ansonsten gibt es bisher nur einige Geräte, welche direkt von den Providern vertrieben werden.
Modell | max. Datenrate | WLAN-Standard | Release-Datum | Preis (ca.) | Hinweise |
---|---|---|---|---|---|
AVM FRITZ!Box 5590 Fiber |
10 GBit/s symmetrisch |
Wi-Fi 6 (802.11ax) | 2022 | 270–320 € | XGS-PON per Modul; 1× 2,5 GBit/s LAN/WAN, 4× 1 GBit/s LAN; DECT, VoIP, USB 3.0 |
AVM FRITZ!Box 5690 XGS |
10 GBit/s symmetrisch |
Wi-Fi 7 (802.11be) | noch 2025 (!?) | noch nicht verfügbar |
speziell für XGS-PON; 1× 10 GBit/s LAN/WAN, 3× 1 GBit/s LAN; DECT, VoIP, USB 3.1; vorgestellt auf der ANGA COM 2024 |
Zyxel AX7501-B0 |
10 GBit/s symmetrisch |
Wi-Fi 6 (802.11ax) | 2021 | 250–300 € | in Deutschland über einige Provider erhältlich; 4× 1 GBit/s LAN, 1× 2,5 GBit/s LAN/WAN; VoIP, USB 3.0 |
PS: Die FritzBox 4690 von AVM ist ebenfalls 10G-PON fähig. Allerdings verfügt das Modell über kein eigenes Glasfasermodem, so dass er eher als High-Speedrouter taugt.

FritzBox 5690 XGS | Bild: AVM
5. Anbieter: Wer bietet das schon in Deutschland?
Noch steckt das besonders schnelle Glasfaser hierzulande in den Kinderschuhen. Die Deutsche Telekom bietet XG-PON-Netze in ausgewählten Ausbaugebieten, darunter Berlin und Darmstadt. Dort ist dann ein Tarif mit 2 GBit buchbar. In "Zukunft" will man aber das System flächendeckend anbieten. Wann das ist, steht bisher noch nicht fest, aber wohl kaum vor 2030. Auch M-Net, htp und viele andere betreiben schon erste XG-PON Anschlüsse. M-net bietet dort bis zu 5 GBit/s.
6. Vergleich mit dem Vorgänger-PONs
FTTH wird hierzulande aktuell vor allem noch über GPON angebunden, also „Gigabit Passive Optical Network). XGS-PON findet bei der Deutschen Telekom und anderen Fiber-Netzbetreibern beim Ausbau immer mehr Verwendung um zukunftssicher zu sein. Aktuell aber vor allem in Gebieten mit großer Bevölkerungsdichte, sprich Großstädten.
Vergleich der Standards |
GPON | XGS-PON |
---|---|---|
volle Bezeichnung | Gigabit Passive Optical Network | 10-Gigabit Symmetrical Passive Optical Network |
Datenrate | bis zu 2,5 GBit/s Downstream, 1,25 GBit/s Upstream |
10 GBit/s Downstream, 10 GBit/s Upstream (symmetrisch) |
symmetrische Bandbreite | nein (asymmetrisch) | ja |
Einsatzbereiche | weit verbreitet in FTTH-Netzen, kostengünstig für Massenmarkt |
für höhere Bandbreitenanforderungen: Business, Cloud, Smart Home |
Vorteile | - bewährte, günstige Technik - einfachere Implementierung |
- zukunftssicher (höhere Bandbreite) - ideal für Upload-intensive Anwendungen |
Nachteile | - begrenzte Upstream-Kapazität - eher „klassische“ Datenraten bis zu 1 GBit |
- höhere Hardwarekosten als GPON - (noch) weniger verbreitet wie GPON |
Zielgruppe | Privathaushalte mit moderaten Bandbreitenanforderungen | Privat- und Geschäftskunden, die symmetrische Hochgeschwindigkeits-Anschlüsse benötigen |
7. andere Techniken mit 5-10 GBit Potenzial
Tatsächlich lassen sich nicht nur über FTTH derartig hohe Datenraten erzielen. Als Alternativen kommen perspektivisch noch 5G-Mobilfunk (ab ca. 2030 auch 6G) und die Kabelnetze in Frage. Über 5G können heute schon stationäre Heimzugänge über passende Homespot-Router und Tarife angeboten werden. Diese bieten im Schnitt 300-500 MBit/s. In einigen Regionen lassen sich aber auch schon 1 bis 1,5 GBit via 5G im Telekom- oder Vodafone-Netz erzielen. In Zukunft sollen über schnelle Millimeterwellen auf 26 GHz (mmWave) sogar 5-10 GBit möglich sein.
Auch die Kabel-TV-Betreiber bieten über ihre Koaxial-Glasfaser-Netze heute Internetanschlüsse bis 1 GBit/s. Vodafone plant über den DOCSIS-4.0 Standard in einigen Jahren (wahrscheinlich ab 2030) ebenfalls Tarife mit 5 bis 10 GBit/s.
Glasfaser und 10G-PON sind also längst nicht die einzige Gigabit-Technologie der Zukunft, wohl aber die zuverlässigste ...
8. Ausblick: Was kommt nach XGS-PON?
Es gibt heute bereits erste NG-PON2 Netzarchitekturen, die bis zu 40 GBit/s ermöglichen. Diese Netze sind aber noch relativ teuer und komplex. Daher werden sie primär für Rechenzentren und bei Wholesale-Anbietern wie Amazon verwendet.
Anfang 2025 führte das Broadcast Forum in den USA Tests mit sogenanntem 25GS-PON durch. Wie der Name schon verrät, sollen damit künftig sogar 25 GBit/s im Heimbereich möglich werden. Bis PON2 für Privatkunden kommt, wird es wahrscheinlich noch viele Jahre dauern. Nicht zuletzt, weil selbst 1-10 GBit/s heute für Verbraucher kaum einen echten Mehrwert bietet.
9. Merkmale und Funktion: Was steckt genau hinter 10G-PON?
Im Namen steht der Hinweis „passiv“. Die Grundprinzipien passiver Glasfaser-Netze sind, dass es eine zentrale Komponente, den „Optical Line Terminal“ (OLT) gibt, das die Versorgung aller Kunden bzw. Haushalte steuert. Ähnlich den grauen Verteilerkästen am Strassenrand für (V)DSL also. Vom OLT führt der Weg dann zu einem lokalen Splitter, der die Signale für die einzelnen Kundenhaushalte aufsplittet. Bei diesem Ansatz reicht ein einziges kleines Glasfaseräderchen, um mehrere Kundenhaushalte zu versorgen. Dadurch bleiben die Ausbau- und Erschließungskosten vergleichsweise niedrig.
Da hierfür keine aktiven elektrischen Komponenten benötigt werden, spricht man von „passiv“. Die Dritte und letzte Komponente befindet sich direkt beim Kunden, z.B. im Keller – dass „Optical Network Terminal“ (ONT bzw. ONU). Aktive ONTs (mit Stromversorgung) sind besser bekannt als Glasfasermodem bzw. Glasfaser-Router. Darin wird das Lichtsignal wieder in ein elektrisches umgewandelt. Ab da kann dann im Haus die Verteilung über LAN oder WLAN erfolgen.
9.1 technische Besonderheiten
Für 10G-PON werden technisch auch einige Wege anders beschritten. Bei den Vorgängern wird vor allem das C-Band verwendet, also Licht mit der Wellenlänge von 1530 – 1565 Nanometer bzw. 196 – 191 Terra-Hertz. Um höhere Datenrate zu erreichen, setzt man bei XG-PON zusätzlich auf das L-Band (Downstream) und O-Band (Upstream). Was es damit genau aufsich hat, erfahren Sie hier in unserem Spezial uz Glasfaser-Bändern bzw. Frequenzen. Down- und Uplink werden per Wavelength Division Multiplexing auf zwei verschiedenen Wellenlängen realisiert.Richtung | Wellenlänge (nm) | Genutztes Band | Einsatz bzw. Funktion |
---|---|---|---|
Downstream | 1575 – 1580 nm | L-Band | vom Anbieter zum Kunden (OLT → ONU) |
Upstream | 1260 – 1280 nm | O-Band | vom Kunden zum Anbieter (ONU → OLT) |
Management | 1490 nm (GPON-kompatibel) | S-Band | für GPON/XG-PON Koexistenz |

10. XGS-PON auch für das 5G-Netz von Bedeutung
Glasfaser und Mobilfunk? Tatsächlich spielt 10G-PON auch beim 5G-Ausbau eine wichtige Rolle. Denn die Basisstationen (Funkmasten) müssen an ein leistungsstarkes „Backhaul“ Netz angebunden werden. Glasfaser mit XGS-PON ist hier dank der hohen Leistung und niedrigen Latenz ideal.
Dank der passiven Infrastruktur, können 5G-Standorte an bereits lokal für Endkunden bestehende Strukturen angebunden werden. Beispiel: In einem Wohngebiet ist schon Glasfaser ausgebaut. Über XGS-PON kann ein Provider nun relativ einfach mehrere 5G-Hotspots (z.B. über Strassenlaternen) anbinden, ohne das für jede Basisstation neue Kabel verlegt werden müssten.

Hilfreiches zum Beitrag:
» Karte zur Glasfaser Verfügbarkeit» Glasfaser Anbieter im Überblick
» Was ist Quanteninternet und welche Rolle spiel hier Glasfaser?
» Was ist Wavelength Division Multiplexing?
» alles zum Thema SFP-Module