Trenching-Techniken

Verfahren, Unterschiede sowie Vor- und Nachteile


Mini-Trenching-Kanal an einem Fussweg

Trenching-Kanal an einem Fussweg (Beispiel: Mini-Trench)


Der Glasfaserausbau ist in Deutschland mittlerweile voll im Gange. Schon 2030 sollen fast alle Haushalte und Immobilien an das Zukunftsnetz angeschlossen sein. Für den letzten Weg der Erschließung – vom Strassenrand zum Haus - muss aber ein letzter Teil auf dem eigenen Grundstück verlegt werden. Hierfür gibt es mehrere moderne Ansätze, die sehr minimal-invasiv sind. Wir zeigen, welche Trenching-Methoden es gibt und wo die Unterschiede sind.


1. Was versteht man genau unter "Trenching"

Zum Erschließen von Ein- und Mehrfamilienhäusern mit Glasfaser, müssen die Lichtwellenkabel bis in die Immobilie gezogen werden. Das letzte Bindeglied zur Erschließung ist also das kurze Stück von der angrenzenden Strasse in den Keller eines Hauses zum Hausübergabepunkt. Das kann auf verschiedenen Wegen erfolgen.

Die technisch simpelste, aber brachiale Variante, ist der klassische Tiefbau. In den Anfangsjahren des Breitbandausbaus dominierte das Verfahren. Dabei müssen aufwendig mindestens 60 cm tiefe Gräben ausgehoben werden, was sehr zeit- und kostenaufwendig ist.


Weit eleganter und ressourcenschonender ist das sogenannte Trenching. Bis heute wurden verschiede Methoden entwickelt, um solche Tiefbaumaßnahmen zu vermeiden. Das englische Wort bedeutet so viel wie „Gräben ziehen“. Im Kontext zum Glasfaser-Ausbau meint „trenching“ das fräsen oder ziehen kleiner, schmaler Gräben zum Verlegen von Leerohren bzw. Glasfaserleitungen. Oberflächen werden dabei sozusagen nur „aufgeschlitzt“.


2. Überblick über Trenching-Verfahren

Neben dem Tiefbau, sind aktuell 5 populäre Trenching-Verfahren im Praxiseinsatz zur Erschließung von Privatimmobilien aber auch beim allgemeinen Ausbau anzutreffen. Je nachdem, wie die Situation vor Ort auf einem Grundstück ist, haben alle Vor- und Nachteile. Dann gilt es, das passende Verfahren für den konkreten Fall vor Ort zu wählen. Also Bebauung, Distanz, Kosten und so weiter.


Hier zunächst die vier Verfahren, welche (auch) zur Anbindung von Privatgrundstücken zum Einsatz kommen.


  • a) Micro-Trenching

    Dabei wird ein ca. 8-12 cm breiter und 20-30 cm tiefer Schlitz gefräst oder gesägt. Also z.B. in Betonplatten, Asphalt etc. Nach Verlegung der Glasfaserleitungen, wird dieser dann wieder versiegelt. Ideal z.B. zur minimalinvasiven und kostengünstigen Erschließung über Gehwege oder Zufahrten.


  • bereits wieder befüllter Trenching-Kanal (Mini)

    bereits wieder geschlossener Trenching-Kanal (Mini) am Strassenrand


  • b) Mini-Trenching

    Ähnlich wie der Micro-Ansatz, jedoch mit 12-20 cm Breite. Gut geeignet für Zufahrten auf Privatgrundstücken bzw. Fußgängerpflaster beim Netzausbau.


  • c) Narrow T.

    Wird für unbefestigte Flächen oder Randbereiche eingesetzt. Also etwa bei der Verlegung über Rasenflächen und Gartenbereiche. Der Schacht ist üblicher Weise 5-15 cm breit und 30-50 cm tief. Ebenfalls sehr günstig und simpel.


  • d) Erdrakete bzw. Bodenverdrängung

    Jenes Verfahren erfreut sich der größten Beliebtheit, da dieses komplett ohne Grabenarbeiten auskommt. Also kein Aushub oder Fräsen. Wie der Name schon andeutet, wird ein raketenähnlicher Bolzen durch das Erdreich „geschossen“. Dabei zieht dieser ein Leerrohr mit, durch dass dann die Glasfaserkabel gezogen werden. Der minimalinvasivste und schnellste Weg zur Anbindung von Privatgrundstücken. Leider funktioniert das Verfahren nur bei kurzen Distanzen von 10-20 Metern.




  • e) Nanotrenching

    Dabei werden besonders schmale Schneisen per Säge geschnitten (siehe auch Punkt 3) mit minimaler Grabentiefe von 5-10 cm. Ideal für Verlegung entlang von Strassen, Infrastruktur für Smart-City-Technik, den Ausbau in Innenstädten oder für temporäre Lösungen (Großevents). Das Verfahren wird aber nicht beim klassischen Glasfaserausbau für Hausanschlüsse eingesetzt (zu geringe Tiefe). Es handelt sich eher um ein Nischenvefahren, das schnell und günstig ist, aber mit Abstrichen bei Haltbarkeit und Kabelschutz.


  • Es gibt noch zwei zweitere Arten, die für den Glasfaserausbau allgemein relevant sind. Einerseits das Trenching mit Kabelpflug. Ein recht elegantes Verfahren, bei dem ein schmaler Graben aufgerissen und ein einem Arbeitsgang das Kabel verlegt und wieder versiegelt wird. Ideal für die Erschließung größerer Flurstücke, wie Felder, Gärten, Freiflächen oder Verbindungen zwischen Ortschaften im ländlichen Raum.

    Auch der Begriff des Makro-Trenching taucht im Kontext hin und wieder auf. Aber eher bei internationalen oder großen, kommerziellen Projekten. Hier werden, wie der Name schon vermuten lässt, breitere Schneisen wie beim Micro-Trenching gefräst (15-30 cm) und tiefer verlegt (40-80cm). Dennoch ist Macro-T. weniger invasiv wie normaler Tiefbau. Eingesetzt wird es vor allem an Straßenrändern oder Hauptstraßen, wo gleich Rohrverbände oder Kabelkanäle verlegt werden.


Macro-Trench auf einem Fußweg

Macro-Trench auf einem Fußweg


Wichtig: Das Trenchingverfahren muss immer zur Oberfläche passen, an der verlegt werden soll. Grünfläche, Asphalt, Fusswege mit Pflastersteinen oder Betonplatten – je nach Material, empfehlen sich andere Verfahren. Das müssen Experten oder Bauträger individuell vor Ort entscheiden.


Vergleichstabelle: Nano-, Micro-, Mini- und Macro-Trenching [1]
Trenching Verfahrensvergleich Nano Micro Mini Macro
Grabenbreite ≤ 2 cm 8 – 12 cm 12 – 20 cm 20 – 30 cm
Grabentiefe ca. 5 – 10 cm ca. 20 – 30 cm ca. 30 – 40 cm bis ca. 60 cm
für Oberflächenart Asphalt, Beton
(sehr dünn)
Asphalt, Pflaster, Beton Pflaster befestigte Fahrbahnen,
Trassen
typischer Einsatz Sensorik, Leerrohre,
Smart-City
Hausanschlüsse
(kurze Leitungen)
Hausanschlüsse bzw.
Grundstücke/
Zufahrten
Haupttrassen,
große Netze
Technik Sägeschnitt Fräsen oder
Sägen
Fräsen, teils mit
Bagger
Fräse oder
Grabenbagger
Verlegeleistung sehr hoch hoch mittel bis hoch mittel
Wiederherstellung Kleinstversiegelung
Vergussmasse,
Asphaltband
Pflasterrückbau oder
Belagsverschluss
vollständiger
Belagsersatz nötig
Zulässigkeit stark eingeschränkt gut, aber nur mit
Genehmigung
sehr gut,
häufig zugelassen
sehr gut
geeignet für... temporäre Lösungen,
Städtebau
kurze, schmale Wege und
Hausanschlüsse
Privatgrundstücke, Wege größere Strecken in öffentlichem Raum


Praxisbeispiel: Die Deutsche Glasfaser gibt z.B. an, beim Verlegen in ca. 40 Zentimeter Tiefe zu arbeiten. Auf dem sogenannten „Glasfaserniveau“[2]. Glasfaserniveau ist kein standardisierter Begriff, wird aber dennoch oft verwendet, um eine einheitliche und funktionssichere Verlegung zu gewährleisten. Gemeint ist dabei eine Verlegetiefe von ca. 30-40 Zentimetern und bezieht sich auf den Übergabepunkt am Grundstücksrand (Oberkante Gelände) bis zum HÜP im Haus.




3. Säge- und Fräse-Trenching

Was wir bisher nur nebenbei erwähnt haben ist, dass es zwei bautechnische Ansätze für die Herstellung der Gräben/Furchen beim Trenching gibt - Fräsen und Sägen.


Fräsen: Hier wird eine rotierende Frästrommel mit besonders hartem Stahl verwendet. Die Furche wird also durch zermahlen gezogen. Der Auswurf kann dann z.B. mit speziellen Saugmaschinen direkt abgetragen werden – siehe dazu auch das Video oben. Fräsen eignet sich sowohl für Micro- als auch Macrotrenching bis 40 cm Tiefe und für Asphalt oder verdichteten Untergrund.


Trenching-Sägeverfahren: Hier arbeiten diamantbesetzte Sägeblätter präzise Schnitte in den Belag. Ideal für Beton, Asphalt oder Steinplattenwege. Sägen punktet mit besonders sauberen Kanten und wenig Auswurf, ist aber nur für geringe Tiefen und Breiten gedacht. Spezialmaschinen können sogar fräsen und sägen kombinieren, je nach Oberfläche vor Ort.



Übersicht drei wichtige Trenchingverfahren und Verlegetechniken

Übersicht drei wichtige Trenchingverfahren und Verlegetechniken


DIN 18220: Industrie-Norm für Verlege- und Trenchingtechniken

Seit 2023 gibt es eine einheitliche DIN-Norm, die genaue Vorgaben und Qualitätsanforderungen an die Verfahren beim Glasfaserausbau festschreibt. Ziel war die Schaffung eines einheitlichen Standards zur Erhöhung der Bausicherheit, dem Schutz der Leitungen und Reduktion von Folgeschäden. Sie legt z.B. genau Verlegetiefen (je nach Umgebung), Abstände, Dokumentationen etc. fest und wie die Verlegung/Fräsung selbst ausgeführt wird.


Aber: DIN18220 ist nicht verpflichtend. Auftraggeber- und Auftragnehmer können sich aber darauf verständigen und profitieren gleichermaßen von mehr Planungs- und Rechtssicherheit. Jedoch können Behörden bei Genehmigungsverfahren die Einhaltung fordern[3].


Vorteile durch Trenchingverfahren Überblick


  • spart Zeit für aufwendige Aushubarbeiten
  • teils erhebliche Kostenersparnis
  • weniger Material und Baumaschinen nötig
  • geringere Belastung von Anwohnern mit längeren Baumaßnahmen
  • geringere Umweltbelastung

  • geringe Verlegungstiefe kann(!) theoretisch schneller zu Beschädigungen führen*

* Dieses Risiko wird durch diverse Maßnahmen bzw. Vorgaben in DIN 18220 minimiert. So gibt es z.B.  Mindestabstände zu anderen Leitungen. Auch muss eine genaue Dokumentation des Leitungsverlaufes erfolgen. In der Praxis sind bisher keine größeren Probleme durch die flache Verlegungstiefe bezüglich Verwitterung etc. bekannt.



Wie „schnell“ ist der Ausbau mit Trenching?

Je nach Verfahren, können auf Strassen durchaus 200-600 Meter am Tag geschafft werden. Die Verbindung zweier Ortschaften ist somit in relativ kurzer Zeit mit geringen Störungen möglich. Im Gegensatz zum Tiefbau, kann man in etwa mit einem Faktor 5 beim Zeitvorteil rechnen! Trenching auf Privatgrundstücken ist dagegen eher eine Sache von wenigen Stunden.


Wie machen das unsere europäischen Nachbarn?

In vielen Nachbarländern, wie Italien oder Frankreich, Portugal, ist der Glasfaserausbau bekanntlich deutlich weiter fortgeschritten. In Frankreich und Italien konnte ich mich 2025 selbst davon überzeugen! Auch im letzten Dorf im Nirgendwo war jedes Haus angebunden. So wie viele Verteiler aussahen, wahrscheinlich schon seit Jahren. Folgend finden Sie einige Beispielbilder, wie das dann aussieht ...




Was macht man dort anders? Im Gegensatz zu Deutschland, erfolgt dort die Erschließung weit pragmatischer. Die Glasfaserkabel werden einfach überirdisch über die Strom- oder Telefonmasten geführt - Freileitungen nennt man das auch im Fachjargon. Von den Masten geht es an den Außenwänden weiter, wo sich in der Regel die Verteilerkästen für jeden Teilnehmer eines Hauses befinden. Die für uns wohl eher provisorisch anmutende Weise, beschleunigt den Glasfaserausbau natürlich extrem und senkt die Erschließungskosten auf nahe Null.



Aufwendige Erdverlegungen werden meist nur bei Neubauten vorgenommen oder wenn die Strasse ohnehin für andere Sanierungen geöffnet wird. Das ist natürlich super effektiv. Allerdings liegen die Glasfaserkabel oft frei - nicht selten für Passanten in Greifhöhe, so dass man prinzipiell nicht vor Vandalismus gefeit ist.

Geschützte Spezialverfahren und neue Ansätze

Zu guter Letzt sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass es auch noch einige von Privatfirmen patentierte Trenching-Verfahren gib. So zum Beispiel NANO_TRENCH® von der österreichischen „Glasfaser Verlegungsges.m.b.H.“ (Homepage wird scheinbar nicht mehr gepflegt) oder das „SWARCO-CURB-TRENCHING® der „Firma SWARCO V.S.M. GmbH“.


Die Deutsche Glasfaser hat in einer Pressemitteilung in Q3/2025 bekannt gegeben, neuerdings auf einen sogenannten E-Trencher zu setzen. Statt einem Dieselmotor, arbeitet die Fräse mit einem CO2- und Lärmsparenden E-Motor. Geladen wird das Gerät über ein konventionelle Ladesäule für E-Autos.

Verfahren ohne Grabenaushub

Neben der schon genannten „Erdrakete“, gibt es weitere Möglichkeiten neben dem Trenching. Hier sind vor allem noch das Richtpress-, Keyhole,- Vibrationseinzugs- und Spülrohrverfahren zu nennen. Außerdem kommt die bereits genannte Freileitung in Frage oder das Verlegen von Glasfaserleitungen an Bahntrassen, Autobahnen, Hochspannungsleitungen oder sogar in Abwasser- und Fernwärmekanälen. Bei Verkehrswegen meist an Randbereichen bzw. in Begleitkanälen oder in Kombination mit Trenching- oder Pflugverfahren.

Autor: Sebastian von Glasfaser-Internet.info

Autor: Sebastian

Experte für Glasfaser & Netzinfrastruktur

Ich beschäftige mich seit über 15 Jahren mit dem Ausbau digitaler Infrastrukturen in Deutschland. Auf dieser Seite teile ich fundiertes Wissen und aktuelle Entwicklungen rund um FTTH und Kabel-Internet.


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[1] PDF Bundesmitnisterium für Verkehr "Alternative Verlegetechniken: „Trenching
[2] Deutsche-Glasfaser
[3] die DIN-Norm ist nicht öffentlich im Internet zugänglich, aber käuflich erwerbbar
https://www.din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/nabau/veroeffentlichungen/wdc-beuth:din21:369149190

sonstige Quellen:
Deutsche Telekom zum Thema Trenching
Breitbandzentrum Niedersachsen/Bremen:
"Wissenswertes zur mindertiefen Verlegung im Trenchingverfahren" (PDF) & Gigabitbüro