Glasfaser-Ausbaustatus
Was ist Homes Passed, Connected & Activated?
Wer sich mit dem Glasfaser-Ausbau in Deutschland und international beschäftigt, stößt unweigerlich auf die drei Begriffe "Homes Passed", "Home Connected" und "Home Activated". Was aber genau hat es damit auf sich und wo liegen die Unterschiede?

Wird in einer Region Glasfaser ausgebaut, so binden die Anbieter nicht immer direkt alle Haushalte gleich unmittelbar an das Netz an. Oft erfolgt der Ausbau in zeitlichen und räumlichen Etappen. Das bedeutet konkret in einem Beispiel: Eine Einfamilienhäuser-Siedlung soll Glasfaser-Internet bekommen. Der lokale Provider verlegt aber zunächst nur bis kurz davor, um diese später anzubinden und baut erstmal den Rest des Dorfes aus. Unsere Beispielsiedlung ist via „Homes Passed“ erschlossen.
Einige Wochen später geht der Provider einen Schritt weiter und bindet alle Häuser der Siedlung mit Glasfaser direkt bis in das Haus an. Der Netzbetreiber bietet darüber Tarife, die der Kunde buchen könnte(!), aber noch kein Gebrauch davon gemacht hat. Dann liegt der Status „Homes Connected“ vor.
Erst wenn ein Verbraucher, bei dem „Home Connected“ vorliegt, auch aktiv einen Vertrag abschließt (Tipp: Vorsicht Drückerkolonnen), spricht man von „Home Activated“.
- Passed = vorbei verlegt; potenziell versorgbar, aber nicht verbunden
- Connected = physisch verbunden, aber noch nicht genutzt
- Activated = verbunden und aktiv genutzt
Gelegentlich werden noch einige präzisierende Ausbaustufen verwendet:
- Passed+ = Ausbau bis auf privaten Grund (siehe weiter unten)
- Prepared = Glasfaser bis zum Hausanschluss/Verteiler
FTTH/FTTB/FTTC versus Home Passed/Connected/Activated
Viele meinen, dass die neueren „Home“-Typen die älteren Begriffe wie FTTH abgelöst haben. Das ist aber so nicht ganz richtig. „Fiber to the X“ beschreibt eine Ausbau-Art der Netz-Infrastruktur, also bis wohin die Fiberkabel verlegt werden – Haus, Keller oder nur bis zum nächsten Verteilerkasten auf der Strasse. Anders ausgedrückt wird beschrieben, WIE und mit WELCHER Infrastruktur Glasfaser bereitgestellt wird.
Die Differenzierungen per „Homes XY“ beschreiben dagegen den Status eines Anschlusses bzw. quantifizieren den Status in einer Umgebung. Hier wird also definiert, wie der Stand des Ausbaus am Haus oder vor Ort ist.
Aber: FTTH ist praktisch mit Home Connected gleichzusetzen.
Ab wann können Häusern in der Statistik als "Homes passed" gelten?
Dieser Punkt sorgt nicht selten für Kontroversen. Es gibt nämlich keine gesetzlich festgelegte Distanzgrenze, ab wann ein Gebäude als Home Passed gezählt werden darf. Maßgeblich handelt es sich um eine Funktions-, keine Distanz-Definition, die von der FTTH Council Global Alliance (FCGA) international verwendet wird:
Home Passed ist demnach jedes Objekt, das sich ohne „wesentlichen“, zusätzlichen Tiefbau an das bereits verlegte Netz anschließen lässt[1]. Typisch sind in der Praxis naheliegende Verteilerkästen oder Strassenabschlüsse an der Grundstücksgrenze. Man spricht auch von „close proximity“ zu einer Liegenschaft.
Fazit: Es gibt keine verbindliche Definition oder Regelung. In der Praxis sind ca. 30-100 Meter typisch.
Home Passed+ und Home Prepared
Dem Umstand der unscharfen Abgrenzung trägt auch das konkretisierte „Home Passed+“ Rechnung. Unter anderem verwendet ihn die Deutsche Telekom. Passed+ fasst den Ausbaustatus deutlich enger, wie nur "am Haus vorbei“. Vielmehr ist das Gebäude damit bereits so vorbereitet, dass nur noch minimale Arbeiten nötig sind, um den Glasfaseranschluss in Betrieb nehmen zu können. Die Fertigstellung umfasst somit bereits den privaten Grund und Boden.
"Home Prepared" geht sogar noch einen Schritt weiter. Hier ist das Glasfasernetz bis ins Gebäude, etwa zum Hausübergabepunkt fertig. Die letzte Stufe vor „Connected“ sozusagen.
Schön geredeter Glasfaserausbau?
Liest man Berichte und Statistiken zum Glasfaserausbau, wie dem „Markt Panorama“ vom FTTH-Council, wird vor allem mit den „Home Connected“ (HC) Zahlen jongliert. Das ist unserer Ansicht nach gerade für Nicht-Experten irreführend.

Glasfaser-Ausbau Home Passed 2012-2023 | Quelle: FTTHCouncil
Auch die Glasfaser-Anbieter können damit recht einfach ihre Statistiken aufhübschen. Denn prinzipiell genügt bereits die Verlegung der Glasfaserleitungen durch die Straßen (siehe letzter Abschnitt), um alle dortigen Haushalte als „Passed“ auszugeben. Die kostenintensive Anbindung der Häuser, z.B. mit Tranching oder Erdraketen, fehlt in diesem Stadium aber noch.
Immerhin: Bundesförderprogramme wie „Gigabit-RL 2023“ und der Breitbandatlas unterscheiden nur zwischen Home Connected und Activated. Home Passed wird dort nicht als volle Versorgung anerkannt.
Glasfaseranschlussquote und Connected Rate
Weit mehr Aussagekraft für den Ausbaufortschritt haben die sogenannte Glasfaseranschlussquote und die „Connected Rate“. Die Anschlussquote beschreibt den Anteil der Haushalte, welche aktiv einen Glasfaserzugang nutzen (Home Activated) im Verhältnis zur Gesamtzahl der Haushalte.

Beispiel: Ein Provider hat 1000 Haushalte in einem Dorf für den Endausbau erreichbar gemacht (Passed), 300 sind schon angebunden und haben einen Vertrag. Dann beträgt die Glasfaseranschlussquote 30%. Je höher diese Quote, desto interessanter ist der Ausbau wirtschaftlich für den Provider.
Bei der „Connected Rate“ wird dagegen geschaut, wie viele erreichbare Haushalte schon physisch angeschlossen worden. Also das Verhältnis von Connected/Passed.

Bedeutung der Differenzierung
Der Ausbau des Glasfasernetzes ist für die Netzprovider sehr teuer. Für eine wirtschaftliche Bewertung, Planung, Förderung und einer Ausbau-Priorisierung sind konkrete Maßzahlen hilfreich. Anbieter wie die Deutsche Telekom, können anhand der Konversionsraten (Connected Rate und Take Rate) gut erkennen, wo noch zu wenige Verbraucher, die angebunden sind und einen Tarif gebucht haben bzw. wo ein weiterer Ausbau lohnt. Vor allem dort, wo noch nicht jedes Gebäude direkt erschlossen wurde (passed).
Die Take-Up-Rate beschreibt den Anteil der zahlenden Glasfaserkunden in einer Region im Verhältnis zu den „Homes Passed“ Haushalten. Salopp gesagt: (Wer kann) / (wer will) für Glasfaser zahlen.

Das sieht auf den ersten Blick unsinnig aus, da ja Home-Passed-Haushalte noch gar keinen Tarif buchen können. Aber oft ist die Anbindung dann mit geringem Aufwand möglich. Eine hohe regionale Take-Up-Rate signalisiert den Betreibern also, dass weitere Investitionen lohnen. Profitabel wird es in etwa ab einer Take-Up-Rate von 30 Prozent.
Dem gegenüber steht die Penetrationsrate. Sie sagt aus, welcher Prozentsatz von denen, die einen Anschluss buchen könnten, dies auch getan haben. Bei einer Penetrationsrate von 99% bei 100 Häusern in einer Gegend, hätten sich also alle - bis auf einen - für einen Glasfaservertrag entschieden.

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