Eine Beteiligung an Versatel wird künftig 1&1 den Zugang zum zweitgrößten deutschen Glasfasernetz garantieren. Durch den Erwerb beträchtlicher Anteile an der Obergesellschaft der Versatel AG, wird der Einfluss auf den infrastrukturbasierten Telekommunikationsanbieter besiegelt.
Die United Internet AG (UI) sieht sich als führenden europäischen Internet-Spezialisten. Mehr als 5.000 Mitarbeiter, die unter anderem für 1&1, GMX und WEB.DE arbeiten, sichern den Führungsanspruch „Made in Germany“. Allein in der Bundesrepublik greifen monatlich über 30 Millionen Kunden auf die Dienste von United Internet (UI) zu. Nun haben Vorstand und Aufsichtsrat von UI beschlossen, 25,1 Prozent der Anteile an der Versatel-Obergesellschaft VictorianFibre Holding & Co. S.C.A. zu erwerben. Diese gehört wiederum zu einem Fonds der Investmentfirma Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. (KKR).
Versatel: strategischer Verkauf und Rückkauf
UI und KKR unterhalten bereits seit längerer Zeit gemeinsame Beziehungen. Im Mai 2011 verkaufte UI seine bisherigen Versatel-Anteile an KKR. Dies wurde nötig, um Versatel von der Börse nehmen zu können (Fachbegriff: Delisting). Es folgten Restrukturierungsmaßnahmen, die zu einer Verbesserung der finanziellen Lage führten. UI und KKR haben diese Vorgänge in den letzten Monaten überwacht. Im Dezember 2012 nutzt UI das, beim vorherigen Verkauf erhaltene, Optionsrecht zum Erwerb der Anteile. Darin einbezogen wird auch das von UI gewährte Verkäuferdarlehen (Vendor Loan), welches seitens KKR die Wandlung von 59,8 Millionen Euro in Anteile der Versatel-Obergesellschaft vorsieht.
Glasfaser ist das neue Gold
Ralph Dommermuth, Vorstandsvorsitzender von UI, erklärt den Schritt: „Durch die Ausübung der Option sichern wir uns eine wesentliche Beteiligung an einem der führenden Infrastruktur-Anbieter mit dem zweitgrößten Glasfasernetz in Deutschland.“ In Kooperation mit KKR und Versatel werde das Unternehmen weiterentwickelt. Bereits zu Beginn von 2012 betrieb Versatel 50.000 Kilometer Glasfaser in Deutschland. Innerhalb eines Jahres war es um zehn Prozent gewachsen. Joachim Bellinghoven, Chief Executive Officer der Versatel, kommentiert: „Auf lange Sicht ist Glasfaser das neue Gold. Letzten Endes ist eine flächendeckende Nutzung von innovativen B2B-Anwendungen wie zum Beispiel Cloud Computing, Collaboration Services, aber auch von mobilen Datendiensten langfristig nur über leistungsfähige Glasfasernetze möglich.“ Es sei die Rolle von Versatel, als dominanter Herausforderer auf dem Telekommunikationsmarkt aufzutreten. Damit sichert sich 1und1 die Perspektive, auch auf lange Sicht, im sich entwickelnden Breitbandmarkt zu bestehen. Denn der Trend geht klar in Richtung höherer Bandbreiten. Und nur mit DSL-Netzen
und ohne Fuß im Glasfasermarkt, ist dies in Zukunft schlicht nicht mehr möglich. Es ist somit nicht unwahrscheinlich, dass 1&1 schon in wenigen Monaten alternative Angebote und Glasfaser-Tarife zur Telekom anbieten wird. Diese baut aktuell intensiv am Glasfaser-Ausbau bundesweit. Die Tarife können schon in den ersten Städten bestellt werden.
Update September 2014
Fast genau zwei Jahre später will 1und1 nun offensichtlich Nägel mit Köpfen machen. Wie heute bekannt wurde, will das Unternehmen seine Anteile auf fast 75 Prozent aufstocken und somit Versatel komplett übernehmen. Und damit das komplette Glasfasernetz!
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